Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Regina: Schlüsselbeinfraktur, Januar 2014, konservative Behandlung

Meine Clavicula-Fraktur zog ich mir im Januar 2014 im Alter von 26 relativ klassisch beim Snowboarden zu. Nach einem heftigen Sturz durch ein verkanten des Boards bei hoher Geschwindigkeit und anschließendem Überschlag bergab, merkte ich beim Aufstützen des rechten Arms, dass dieser nachgab und damit einher gingen dann auch relativ starke Schmerzen. Bereits beim Aufprall hatte ich das Gefühl, das irgendwas kaputt gegangen sei. Da ich am Schlüsselbein außerdem einen „Hubbel“ ertastete, der vorher definitiv noch nicht da gewesen war, fuhr ich zur Bergstation und dem dortigen medizinischen Personal. Die drückten auf dem Kochen herum (sehr schmerzhaft), versuchten den Arm anzuwinkeln (noch schmerzhafter) und sagten mir dann, dass da nichts gebrochen sei, sie aber den Krankenwagen auf Grund einer möglichen Gehirnerschütterung rufen würden. Entsprechend bin ich dann ins Krankenhaus, wo innerhalb kürzester Zeit ein glatter Durchbruch der rechten Clavicula festgestellt wurde (s. erstes Röntgenbild). Mein Gespräch mit dem Arzt nahm ca. 2 Minuten in Anspruch („Herzlichen Glückwunsch, das ist ein glatter Durchbruch. Jetzt tragen sie den Rucksackverband 3-4 Wochen, machen keinen Sport und ich schreibe ihnen ein paar Schmerztabletten auf. Alles Gute“). Ich muss gestehen mich nicht optimal informiert gefühlt zu haben, habe in dem Moment aber auch nicht weiter nachgefragt. Die ersten Schwierigkeiten fingen dann an als es darum ging sich an- und auszuziehen (Knöpfe, Oberbekleidung, BH) oder beim Essen zu schneiden, ein Brötchen zu schmieren etc. Da ich mit Freunden im Snowboardurlaub war, hatte ich dort zunächst noch Unterstützung. Ich zog keine Pullis an, sondern hauptsächlich Cardigans, Trainingsjacken etc. (den Arm kann man nicht nach oben oder vorne bewegen), den BH lernte ich mit einer Hand zu schließen, ebenso wie Knöpfe. Das Schlafen habe ich als sehr unangenehm und schmerzhaft empfunden, da dies in einer eher sitzenden Position erfolgt, da der Druck auf den Knochen sonst nicht auszuhalten ist. Sitzend schläft es sich allerdings nicht so gut. Bereits an Tag 1 nach dem Unfall landete ich wieder im Krankenhaus, da ich versucht hatte mir meine Haare mit einem Zopfgummi eigenständig zusammen zu binden. Dafür versuchte ich meinen recht Arm zu benutzen (nicht so klug). Folge war ein eklig knirschendes Geräusch an der Bruchstelle und ein höllischer Schmerz mit Schwindel und kaltem Schweiß. Ich hatte Sorge, dass sich etwas verschoben hatte und habe es deshalb nochmal untersuchen lassen. Meine Sorge war unbegründet, der zweite Besuch (in einem anderen Krankenhaus) aber dennoch lohnend, da der Arzt sich mehr Zeit nahm, mir erklärte, dass ich z.B. sechs Monate kein Fußball spielen dürfe, vorher aber z.B. mit dem Laufen anfangen könne und z.B. auch kein Autofahren dürfe, solange ich den Rucksackverband trage.

Nach dem Urlaub stand ich vor dem Problem, dass ich alleine wohnte und entsprechend keinerlei Unterstützung bei alltäglichen Dingen hatte. Mein Elternhaus lag ca. 80km von meinem Studienort entfernt, dennoch entschied ich mich aber für die Heilungsphase wieder zeitweise bei meinen Eltern zu wohnen, da dies die Alltagsprozesse erheblich erleichterte. Mit Hilfe dieser Unterstützung konnte der Knochen recht gut vor sich hin heilen, allerdings merkte ich mit der Zeit, dass er spitz zulaufend mit einem deutlichen Knick zusammenwuchs. Ich ging zwei Mal damit zu Orthopäden, beide Male schauten sie nur auf das Röntgenbild und sagten es sei ein glatter Bruch, niemand schaute sich den Knochen direkt an. Beim zweiten Mal bat ich dann darum, es sich einmal selbst anzusehen und die Reaktion war dann „oh, ich überweise sie ins Krankenhaus“. Im Krankenhaus wurde dann festgestellt, dass der Knochen leicht verdreht zusammenwuchs, dies aber schon so fortgeschritten war, dass man ihn nochmal würde brechen und dann eine Platte einsetzen müssen, um es zu korrigieren. Dies würde dann eine recht große Narbe am Schlüsselbein entlang bedeuten. Die Ärztin sagte, es hätte direkt minimalinvasiv operiert werden müssen, aber das sei jetzt zu spät. Ich hätte die Wahl zwischen OP mit Narbe oder einem Problem „rein kosmetischer Natur“ (sprich krumme Bruchstelle). Ich entschied mich für letzteres, erinnere mich aber sehr wütend gewesen zu sein über die vorherige Behandlung. Ich fand es grotesk, dass jeder die Röntgenbilder anschaute, aber nicht direkt hinschaute und vom Unfalltag an bis dahin permanent Fehler gemacht wurden (Nichterkennen des Bruchs, falsche Behandlung, fehlende Aufklärung, Aussagen der Bruch sei „glatt“).

Ich weiß nicht mehr wie viele Termine zur Nachkontrolle etc. ich dann noch hatte (das zweite Röntgenbild zeigt den Knochen nach ca drei Monaten), aber der Knochen wuchs wieder stabil zusammen und mittlerweile (6 Jahre später) merke ich die Bruchstelle nur sehr selten. An das Tragen des Rucksackverbands hatte ich mich schnell gewöhnt und auch das Schlafen im Sitzen war mit der Zeit zu bewerkstelligen. Es hat mich genervt solange mit Kontaktsport und Dingen wie Liegestützen etc. aussetzen zu müssen (ein halbes Jahr), aber vermutlich war es sinnvoll. Als ich damit wieder begonnen habe, war ich am Anfang sehr unsicher, ob der Knochen hält und hatte Angst, das hat sich dann aber gelegt. Ich hatte dann als der Knochen wieder stabil war auch Physiotherapie (6 mal glaube ich), um Rücken und Schultermuskulatur wieder aufzubauen, was ich als recht fordernd empfunden habe.

Die einschränkendste Zeit waren die ersten Wochen und dort alltägliche Dinge, für die man normalerweise zwei Hände benötigt bzw. die Beweglichkeit im Arm. In dieser Zeit waren auch die Schmerzen am stärksten, aber die waren relativ schnell erträglich. Hätte ich nicht die Möglichkeit gehabt zeitweise wieder bei meinen Eltern zu wohnen, wäre es glaube ich sehr schwierig gewesen den Alltag normal zu meistern (und ein Zopf hätte definitiv nie funktioniert! ? )
Fahrten machte ich mit dem Zug statt mit dem Auto, was nur dann problematisch war, wenn es sehr eng war und ich stehen musste. Unter der Jacke sah ja niemand den Verband, nahm also auch keine Rücksicht. Ich hatte Angst entweder zu stolpern/fallen oder das jemand gegen die Seite stieß – was aber Gott sei Dank nicht passierte. Auch eine Tasche zu tragen war schwieriger, ging aber einseitig. Viele Dinge musste ich in der Zeit einfach langsamer und bedachter machen und für weitere war die Unterstützung durch andere notwendig.

Anderen Betroffenen würde ich empfehlen
1. Direkt ausreichend Aufklärung einzufordern über das was man darf und nicht darf und ab wann
2. Darauf zu achten, dass der Knochen nicht nur auf Röntgenbildern angeschaut wird, sondern auch direkt
3. Schauen, dass man in der Zeit nicht alleine wohnt, um Unterstützung zu erhalten
4. Definitiv nicht zu versuchen den Arm frühzeitig zu bewegen

Hochgeladene Dateien:
  • IMG-20201026-WA0000.jpg
  • ClaviculaSchatzipuhkabud.PNG
mathiaslko hat auf diesen Beitrag reagiert.
mathiaslko

Schnelle und einfache Tipps für viele Alltagsprobleme digital auf Dein Smartphone, Tablet oder PC.

Nach oben scrollen
Scroll to Top